Nach zwei Niederlagen in der laufenden Saison kam die erste Mannschaft des Schachvereins Seubelsdorf am ersten Adventssonntag in ihrem neuen Spiellokal beim Turnverein Oberwallenstadt zusammen, um dort die dritte Runde zu bestreiten. Während sich die Tanne vor dem Fenster unter dichten Flocken schon einmal in weihnachtliches Weiß hüllte, fanden sich um 9 Uhr nur sechs Spieler vom TSV Kirchenlaibach 1 ein. Die beiden Vermissten, die sich ohne Navigationsgerät durch den Schnee gekämpft hatten, trafen zwar schließlich doch noch ein – aber über eine Stunde zu spät. Damit hatten sie ihrer eigenen Mannschaft regelgerecht zwei „Ostereier“ beschert, wie null Punkte im Schach liebevoll genannt werden, und zogen unverrichteter, ja sogar verlorener Dinge wieder ab. Clemens Hanschkow an Brett 5 und Paul Buron an Brett 8 hatten dafür ihre Partien schon im ersten Zug gewonnen.

An Brett 4 erhöhte Uwe Voigt den Seubelsdorfer Vorsprung in einem von turbulenten Turmmanövern geprägtem Spiel: Er riss die gegnerische Königsstellung mit Schwerfigurenopfer auf und gewann das Material mit Zins und Zinseszins zurück. Seinen Mehrspringer bewahrte er bis ins Endspiel, in dem Gerd Lederer nun seinerseits mit einem Turm marodieren wollte. Voigt sperrte den Unruhestifter allerdings kurzerhand siegbringend am Brettrand ein.

Dies war der erste voll ausgekämpfte Punkt für Seubelsdorf in dieser Begegnung – er sollte allerdings vorerst auch der letzte bleiben. Mit dem Mut der Verzweiflung kämpften sich die Gäste kraftvoll ins Spiel zurück. Zwar versuchte Jungspieler Florian Süppel an Brett 7 energisch, sich auf der wichtigen zweiten Reihe im gegnerischen Lager einzunisten, doch wurde er unter massiven Verlusten zurückgeschlagen und musste den Zähler daher Werner Malzer überlassen. Hans-Jürgen Drechsel (hier im Bild) hatte sich dagegen an Brett 6 eines Königsangriffs von Josef Bodenschatz zu erwehren und konnte diesen abwenden. Dabei landete Drechsel zwar in einem Bauernendspiel mit leichtem materiellem Minus, verschachtelte Bauernketten ließen aber auf eine Punkteteilung hoffen. Der wertungsmäßig weit überlegene Spieler Bodenschatz fand nach langem Lavieren jedoch einen tückischen Durchbruch, dem Drechsel nichts entgegenzusetzen hatte.

An Brett 3 stemmte sich Matthias Bergmann gegen anschwellenden Positionsdruck, den Stefan Koch dank eines mächtigen Springervorpostens ausübte. In beiderseitiger Zeitnot fand Bergmann immer wieder den richtigen Zug, um noch im Spiel zu bleiben. Koch arbeitete indessen an einem gewinnbringenden Bauernvorstoß.

Die beiden ersten Bretter, an denen ebenfalls unter Zeitdruck gekämpft wurde, neutralisierten sich gegenseitig: Mannschaftskapitän Marko Hofmann schlängelte seine Figuren an Brett 3 durch ein blockiertes Zentrum hindurch Richtung Königsflügel, so dass sich Alfred Reichel, der selbst auf eine Initiative gesetzt hatte, plötzlich mit einer undeckbaren Mattdrohung konfrontiert sah und kapitulierte. Am Spitzenbrett verteidigte sich Tizian Wagner lange Zeit hindurch umsichtig gegen Angriffsversuche von Reiner Singer. Dabei entging Wagner jedoch ein unscheinbarer Bauernvorstoß, der Dame und Turm aufspießte und so die Partie kostete.

Ein Sieg von Koch gegen Bergmann hätte die Gäste daher noch in ein Unentschieden gerettet. Mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr fand der Kirchenlaibacher aber nichts Besseres, als sich auf einen Wirbeltanz der Springer einzulassen, der gleichsam in letzter Sekunde zu einer Zugwiederholung führte. Der Endstand für SVS 1 lautete daher 4,5:3,5. Die Seubelsdorfer Erste empfand es im mehrfachen Sinn als Glück, ihr neues Spiellokal im zweiten Anlauf erfolgreich eingeweiht und etwas Abstand vom Tabellenende gewonnen zu haben.