Im Wechselbad der Schachgefühle

von | Feb 16, 2020 | 1. Mannschaft, 1. Mannschaft 2019/20

Gegen SG Hollfeld-Memmelsdorf rehabilitiert sich die Seubelsdorfer Erste (wieder einmal)

Gefragt, wie seine Nacht gewesen sei, soll der bekannte Geheimagent James Bond einmal geantwortet haben: „Ein ständiges Auf und Ab“. Diese Antwort träfe auch auf die Frage nach den Leistungen in der Bezirksoberliga zu, die im Auftrag ihrer Majestät, der Schachmuse Caissa, in dieser Saison von der Seubelsdorfer Ersten erbracht werden.

Anfang Februar ging ein Auswärtsspiel gegen das nominell schwächere Burgkunstadt deutlich mit 5:3 verloren. Daher geriet zwei Wochen später das Heimspiel gegen die ebenfalls am Tabellenende schmachtende erste Mannschaft der Spielgemeinschaft Hollfeld-Memmelsdorf schon zu einem vorgezogenen Endspiel um den Klassenerhalt. Wenigstens konnten die Seubelsdorfer diesmal – anders als gegen Burgkunstadt – in ihrer Stammbesetzung antreten.

Das dritte Brett war allerdings schnell verwaist. Eine Felderschwäche im eigenen Lager raubte Matthias Bergmann die Hoffnung auf weiteres Vorankommen, und Harald Hugel hatte als Spieler mit geringerer Wertungszahl gegen eine Punkteteilung ebenfalls nichts einzuwenden.

Nahezu genauso rasch, aber durchaus entschieden endete die Partie an Brett 6: Christian Gebhardt ließ Ingo Lang in eine Eröffnungsfalle laufen, die mit einem verheerenden Dameneinfall in die Königsstellung gipfelte. Materialvorteil, überlegene Stellung und andauernder Druck auf den in der Mitte gestrandeten feindlichen König brachten dem Seubelsdorfer Mannschaftskapitän alsbald den ganzen Punkt ein.

Ein imposantes gegnerisches Zentrum beharkte Marko Hofmann an Brett 5 mit Druck von der Flanke. Diese Reibereien machten Claus Kuhlemann derart zu schaffen, dass er schließlich ein klassisches Grundreihenmatt zuließ.

An Brett 4 gewann Ivan Adamovic zeitig eine Figur. Sein Kontrahent Ulrich Rödel hoffte, dafür mit einer Bauernwalze im Zentrum Gegenspiel zu erlangen. Adamovic wehrte dies jedoch mit leichter Hand ab und verwertete daraufhin seinen Vorteil souverän.

Eine kleine sportliche Durststrecke beendete Tudor Focsa Lutz am achten Brett: Ein Generalabtausch nahm jegliche Spannung aus der Stellung und führte zu einem ungefährdeten Unentschieden in seiner Partie mit Herbert Schatz.

Tobias Kolb spielte an Brett 2 konsequent auf Matt und brachte all seine Figuren vor dem gegnerischen Monarchen in Position. Angesichts zahlreicher Drohungen geriet Andreas Brehm auch noch in Zeitnot. Als er diese überstanden hatte, bemerkte er, wie unhaltbar seine Lage geworden war, und gratulierte Kolb zu einem weiteren der zahlreichen souveränen Siege, die er in jüngster Zeit erzielt hat.

Am Spitzenbrett verzahnten sich frühzeitig die Bauernreihen ineinander. Diejenige des Seubelsdorfer Spitzenspielers Jürgen Gegenfurtner wies in Richtung Königsflügel, daher attackierte er seinen Spielpartner Ilie Brandman, indem er auch dort seine Bauern ins Gefecht stürzte. Jedoch schlug Brandmann an gleicher Stelle zurück, nachdem er seinen König auf dem anderen Flügel in Sicherheit gebracht hatte. Nun war plötzlich auch Gegenfurtners König exponiert, so dass ein undurchschaubares Handgemenge aus taktischen Drohungen und Gegendrohungen entstand.

Währenddessen erarbeitete sich Uwe Voigt an Brett 7 einen Vorteil auf den schwarzen Feldern, die Jörg Münzel selbst so geschwächt hatte, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah, als in ein Endspiel mit Mehrbauer für Voigt abzuwickeln. Dieser machte es unnötig spannend, indem er seinen Materialvorteil wieder hergab, um seinen König zur Unterstützung eines Freibauern tief in die feindlichen Linien laufen zu lassen. Davon überrumpelt, fand Münzel nicht die besten Gegenzüge; Voigts Husarenritt sah sich von Erfolg gekrönt.

In einem zähen Ringen, bei dem jeder Zug die Stellungsbewertung völlig auf den Kopf zu stellen schien, hatten Gegenfurtner und Brandmann inzwischen fast die gesamte verfügbare Bedenkzeit aufgebraucht. Eine überraschende Springergabel Brandmanns brachte der Gastmannschaft den einzigen ganzen Zähler ein.

Insgesamt durften sich die Seubelsdorfer Gastgeber über einen 6:2-Erfolg in verdienter Höhe freuen, mit dem sie sich in dieser Spielzeit nicht zum ersten Mal rehabilitiert haben. Der Klassenerhalt liegt nun weiterhin im Bereich des Möglichen, auch wenn die beiden letzten Runden der Saison in dieser Hinsicht noch Hochspannung verheißen.

1 SV Seubelsdorf 1 DWZ SG Hollfeld/Memmelsdorf 1 DWZ 6 – 2
1 1 Gegenfurtner, Jürgen 2323 3 Brandman, Ilie 1813 0 – 1
2 2 Kolb, Tobias 2165 5 Brehm, Andreas 1756 1 – 0
3 3 Bergmann, Matthias 2007 6 Hugel, Harald 1797 ½ – ½
4 4 Adamovic, Ivan 1939 8 Rödel, Ulrich 1718 1 – 0
5 5 Hofmann, Marko 1944 11 Kuhlemann, Claus 1650 1 – 0
6 6 Gebhardt, Christian 1880 12 Lang, Ingo 1563 1 – 0
7 7 Voigt, Uwe, Prof. Dr. 1843 13 Münzel, Jörg 1586 1 – 0
8 8 Focsa Lutz, Tudor 1330 15 Schatz, Herbert 1509 ½ – ½
Schnitt: 1928 Schnitt: 1674