Nach Jahren des Jugendtrainings stellt die Bayerische Mannschaftsmeisterschaft in der U12 stets eine Feuerprobe in der Königsklasse dar. Kann das Team gegen städtische Vereine bestehen und sich gegen andere Newcomer oder Außenseiter durchsetzen? Dies sind Fragen, die sich ein Trainer bei dieser Gelegenheit stellt.

Die Erwartungen hielten sich in Grenzen, als der SV Seubelsdorf am Samstag, dem 27. April 2024 den VfB Einberg, den SK Schweinfurt und den SC Erlangen zu den ersten drei Runden in das heimische Vereinsheim des TV Oberwallenstadt geladen hatte. Jonathan Hewera, Moritz Fiedler, Julian Schmuck und Jan Hoffmann müssen sich nicht verstecken, doch andere Vereine hatten selbstverständlich auch Talente am Start. Dies zeigte bereits ein kurzer Blick auf das DWZ-Niveau einiger Kontrahenten.

Schon in der ersten Runde zeigten die Schweinfurter Gegenspieler dem SV Seubelsdorf seine Grenzen auf. Jonathan hatte im Sizilianer an Brett eins zwar geistreich auf Matt und Materialgewinn gespielt, musste aber feststellen, dass seine Eröffnung wenig nachhaltig war. Im Mittelspiel übersah er einen Läufer, der das Feld d1 kontrollierte, verlor die Qualität und nach langer Gegenwehr auch die Partie. Julian wähnte sich an Position drei im Vorteil, weil sein Gegner das Schlagen „en passant“ nicht kannte. Doch sein prächtiger Freibauer fiel den gegnerischen Türmen zum Opfer und es entstand ein ausgeglichenes Bauernendspiel, bei dem er sich auf ein fatales Wettrennen einließ, das er nicht gewinnen konnte.

Runde 1: SK Schweinfurt – SVS (Bretter 3 und 4)

In dieser Begegnung retteten schließlich Moritz und Jan das Mannschaftsremis. Ersterer gewann an Brett zwei nach turbulenter Eröffnung im Endspiel durch eine Gabel die Qualität und schließlich per Fesselung noch eine Figur. Danach führte er die Partie souverän zum Sieg. Letzterer überraschte seine Gegnerin durch cleveres Angriffsspiel und setzte auf sehenswerte Weise schon im Mittelspiel matt.

1. Runde am 27.04.24

Schon nach diesem Auftakt war klar, dass es in der zweiten Runde gegen den etwas schwächeren VfB Einberg darum ging, zu gewinnen, um Chancen auf ein Weiterkommen zu wahren. Jonathans druckvolles und interessantes Spiel verwirrte den Gegner so, dass er zwei unmögliche Züge machte und in verlorener Stellung aufgeben musste. Auch Julian gewann früh eine Figur. ließ sich aber leider Qualität und Bauern stehlen und durchlebte eine Phase der Planlosigkeit. Erst nachdem der Gegner grundlos seine Königsstellung schwächte, wurde er durch ein kraftvolles Läuferopfer Julians mattgesetzt. Moritz übersah leider in guter Stellung eine Gabel, fand aber durch kluge Gegendrohungen ins Spiel zurück und konnte den König seines Gegners, der nur den eigenen Angriff im Sinn hatte, im Mittelspiel zur Strecke bringen. Nur Jan, der ebenfalls gut gespielt hatte und bereits eine Mehrfigur besaß, ließ sich zu einem etwas großzügigen Remis überreden.

2. Runde am 27.04.24

Runde 2: VfB Einberg – SVS (Bretter 1 und 2)

Die letzte Begegnung mit dem SC Erlangen war am härtesten. Diese hatten nicht nur die ersten beiden Runden mit jeweils 3 : 1 Brettpunkten zu ihren Gunsten entschieden. Auch ihre DWZ lag im Schnitt 200 Punkte über der der Seubelsdorfer.

Am ersten Brett musste sich Jonathan mit Félix Martin Fernandez messen, der schon über 300 DWZ mehr besitzt. Jonathans extravagante Eröffnung 1.e4 f5?! verfehlte ihren Überraschungseffekt nicht. Sie bescherte ihm aktiveres Spiel, so dass er zwischenzeitlich einen Mehrbauern besaß und auf Rochadeangriff hoffen durfte. Leider fehlte es ihm an Genauigkeit, so dass Félix alle Fesselungen parieren konnte. Ein Generalabtausch hätte zu einem ausgeglichenen Bauernendspiel geführt, doch Jonathan übersah eine Entfesselung und wurde unglücklich matt gesetzt.

Auch an Brett zwei hatte Moritz einen Bauern gewonnen, bevor er auf der langen Diagonale den Bauer b2 und den Ta1 einstellte. Dies war sehr schade und ließ sich auch nicht mehr reparieren. An Brett drei, wo die DWZ der Gegner etwas abfiel, gelang es Julian, sein solides Verständnis der französischen Verteidigung zur Anwendung zu bringen und entscheidenden Materialvorteil zu erzielen, den er diesmal gekonnt verwertete. Jans Partie am letzten Brett war dagegen überaus wechselhaft und langwierig. Er verlor zunächst eine Figur und musste großen Druck aushalten. Nachdem er die gegnerischen Drohungen pariert hatte, fing er einen gegnerischen Randspringer und landete in einem vorteilhaften Turmendspiel. Doch ihm fehlte die Erfahrung. Er büßte Material ein, so dass dem Gegner ein Randbauer verblieb. Nach einigen vergeblichen Gewinnversuchen willigte dieser schließlich in das erzwungene Patt ein.

3. Runde am 27.04.24

So war die letzte Begegnung trotz des DWZ-Unterschieds in den Augen aller Beteiligten mit 1,5 : 2,5 durchaus knapp ausgegangen und zeigte das ganze Potential der „jungen Wilden“ aus Seubelsdorf. Außerdem hatte sich die Mühe gelohnt, denn die Seubelsdorfer konnten sich mit einem Brettpunktvorsprung von 1,0P vor Schweinfurt als Zweitplatzierte für die nächsten drei Begegnungen im Mai qualifizieren.

Tabelle – Gruppe 2 in Seubelsdorf

Ein großes Lob muss an dieser Stelle auch allen Helfern und Helferinnen ausgesprochen werden, deren Bewirtung und Beistand für das Wohl aller Beteiligten und den Ruf des SV Seubelsdorf als Ausrichter ebenfalls von großer Bedeutung ist.

Fotos von Karl Hewera