Dramatisches Derby mit unerwartetem Ergebnis

von | Apr 14, 2024 | 1. Mannschaft, 1. Mannschaft 2023/24, Aktuelles

Die ersten Mannschaften von Seubelsdorf und Michelau hatten sich zwar in der Bezirksoberliga-Saison 2023/2024 meistens in unterschiedlicher Richtung durchgekämpft. Die Seubelsdorfer, meistens in Tuchfühlung mit der Tabellenspitze, und ihr Nachbarverein mit eher gegenläufiger Tendenz wurden jedoch in der vorletzten Runde beide von Abstiegssorgen geplagt: im Seubelsdorfer Fall eher theoretischer Natur, für Michelau dagegen so drastisch, dass dessen Team in seinem neuen Spiellokal gegen Seubelsdorf am 14. 4. 2024 doch einmal in Bestbesetzung antrat. Beide Seiten erhofften einen Sieg, befürchteten eine Niederlage und hätten sicherlich nicht auf das Endergebnis gewettet.

An Brett 5 kam es zum Showdown der Schachschreiber. Dabei überraschte Uwe Voigt auf zweifache Weise: erst Markus-Peter Häggberg mit einer unkonventionellen Eröffnung und anschließend sich selbst, indem er bei einer vorteilhaften Abwicklung den zweiten Zug vor dem ersten machte und dann feststellen musste, dass dies den ersten Zug verhinderte. Aus Sorge, dass sich das Fehlerkarussell nunmehr zu seinen Ungunsten weiterdrehen könnte, bot Häggberg die Punkteteilung an, in die Voigt aus gleichem Grund einwilligte.

Eine kuriose Situation ergab sich an Brett 3: Dem Druck, den Matthias Bergmann auf einer offenen Linie aufgebaut hatte, begegnete Alfred Hoppe mit Gegendruck auf der langen Diagonale. Das Gleichgewicht der Kräfte führte auch in dieser Partie zu einem Unentschieden.

Kampflustiger ging es an Brett 6 zu: Sowohl Clemens Hanschkow als auch Alfons Schüpferling wollten am Königsflügel die Initiative ergreifen, obwohl sich dort kein Monarch mehr befand. Dabei gelang es Schüpferling, einen gefährlichen Freibauern zu bilden und die letzte Figur, die dessen Vormarsch noch aufhielt, mit einem eleganten Opfer zu beseitigen. Daraufhin blieb Hanschkow nur die Kapitulation.

Maximilian Kühnberger hielt sich an Brett 8 nicht nur erstaunlich gut gegen Patrick Schüpferling, der fast 500 Wertungspunkte mehr sein eigen nannte, sondern wehrte alle Angriffsversuche souverän ab und erreichte schließlich ein Turmendspiel, in dem seine Schwerfigur die einzige offene Linie beherrschte. In dieser bequemen Situation wurde es Kühnberger allerdings zum Verhängnis, dass er eine bekannte Schachregel zu schematisch befolgte und seinen Turm hinter einen potenziellen feindlichen Freibauern stellte – auf das einzige Feld, auf dem jener Turm eingesperrt und vom gegnerischen König abgeholt werden konnte. Nachdem dies geschehen war, erwies sich die weitere tapfere Gegenwehr Kühnbergers letztlich als vergebens.

Da seine Mannschaft nun schon zwei Punkte zurücklag, bemühte sich Kilian Mager an Brett 7 mit aller Macht darum, einen zentralen Freibauern durchzudrücken. Diesem Ansinnen legte Rolf Burkhardt jedoch immer wieder Steine in den Weg – nämlich seine eigenen, die den Damenkandidaten aufhielten und gefährlich einkreisten.

Das damit drohende Fiasko für Seubelsdorf erhöhte noch die Spannung, die an den drei ersten Brettern ohnehin schon herrschte. Tizian Wagner ließ an Brett 2 Andreas Schüpferling erst dessen Stellung überdehnen und nutzte die so entstandenen Felderschwächen für energische Bauernvorstöße, die ihm entscheidendes Material einbrachten. An Brett 3 drehte Marko Hofmann genüsslich die positionellen Daumenschrauben immer enger, die er Gert Grüner angelegt hatte, und erstickte den Versuch einer Gegenwehr zu guter Letzt im Keim, indem er – wie hier zu sehen (Bildquelle: Markus-Peter Häggberg) – die vorletzte Reihe für sich eroberte.

Inzwischen hatte Kilian Mager seinen Freibauern eingebüßt und musste das folgende Endspiel verloren geben. Würde es Jürgen Gegenfurtner am ersten Brett gelingen, Seubelsdorf wenigstens einen Mannschaftspunkt zu sichern? Sein Gegenspieler Benjamin Zerr setzte von Anfang an auf Sieg, indem er ein zweischneidiges Opferspiel inszenierte. Gegenfurtner konterte aber durchgängig cool und zeigte, dass eine scheinbar schlimme Fesselung, in die er sich begab, nur zum Schein bestand. Als der Pulverdampf sich lichtete, fand sich Gegenfurtner in einem einfachen Endspiel mit einer Mehrfigur wieder und durfte alsbald die Hand seines Kontrahenten schütteln.

Damit kam es auf denkbar abenteuerliche Weise zu einem ausgekämpften 4:4. Als auch noch die übrigen Ergebnisse des Spieltages bekannt wurden, stand fest: Seubelsdorf ist damit dem Ziel des Klassenerhalts sehr nahe gekommen; Michelau muss trotz seiner Kraftanstrengung den Weg in die Bezirksliga West antreten, gemeinsam mit Burgkunstadt, der Seubelsdorf in zwei Wochen als nächster und letzter Gegner ins Haus steht.

 

5 SK Michelau 1 DWZ SV Seubelsdorf 1 DWZ 4 – 4
1 1 Zerr, Benjamin 1963 1 Gegenfurtner, Jürgen 2271 0 – 1
2 3 Schüpferling, Andreas 1876 2 Wagner, Tizian 1973 0 – 1
3 4 Grüner, Gert 1854 3 Hofmann, Marko 2016 0 – 1
4 5 Hoppe, Alfred 1847 4 Bergmann, Matthias 1978 ½ – ½
5 6 Häggberg, Markus-Peter 1769 6 Voigt, Uwe, Prof. Dr. 1840 ½ – ½
6 8 Schüpferling, Alfons 1693 7 Hanschkow, Clemens 1513 1 – 0
7 9 Burkhardt, Rolf 1820 8 Mager, Kilian 1544 1 – 0
8 10 Schüpferling, Patrick 1704 14 Kühnberger, Maximilian 1258 1 – 0
Schnitt: 1815 Schnitt: 1799