In den ersten Runden der diesjährigen Saison in der Bezirksoberliga klebte die Seubelsdorfer Erste am unteren Tabellenrand. Inzwischen ist der Seubelsdorfer „Schachexpress“ – Titel der früheren Vereinszeitschrift und Sinnbild für die Herkunft des Vereins aus der Eisenbahner-Schachszene – aber wieder ins Rollen gekommen. Nach denkbar knappen Siegen gegen Kirchenlaibach und Weidhausen stand am Sonntag, dem 4. 2. 2024, einer der bisherigen Spitzenreiter auf dem Programm. Bei diesem fordernden Auswärtsspiel gegen SV Neustadt bei Coburg 1 glückte es dem Seubelsdorfer Team erstmals seit langem, in seiner Stamm- und Bestbesetzung anzutreten.

Den gegnerischen Anzugsvorteil glichen Matthias Bergmann an Brett 4 gegen Norbert Wagner und Uwe Voigt an Brett 6 gegen Alexander Merkel mit präzisen Manövern rasch aus und erreichten beide ein ungefährdetes Remis.

Den ersten ganzen Punkt gab es an Brett 7. Dort setzte Clemens Hanschkow von Anfang an Berthold Schilling unter Druck, was auch ein Damentausch nicht verringern konnte. Auf der Suche nach Komplikationen verirrte sich ein Turm Schillings zu tief in das Lager von Hanschkow, der daraufhin die Qualität und bald darauf die ganze Partie gewann.

Dazu spiegelbildlich verlieft die Partie von Kilian Mager: Hans Luthard sprang ihn auf den Flanken von Brett 8 an. Um Mattdrohungen abzuwehren, musste sich Mager von mehr und mehr Material trennen; schließlich blieb ihm die Kapitulation und Seubelsdorf der erneute Gleichstand aber nicht erspart.

Mannschaftskapitän Marko Hofmann traf an Brett 3 auf einen überaus ehrgeizigen Gegner: Frank-Thomas Donath entschied ein positionelles Ringen auf dem Damenflügel für sich, ergatterte zwei Figuren für einen Turm und spielte beim Setzen der Figuren und Drücken der Uhr beidhändig, was eher im Tennis am Platz ist. In einer ohnehin schon kritischen Stellung verlor Hofmann auf Zeit, und der Spielleiter der Gastgeber verkündete bedeutungsvoll die 3:2-Führung seines Teams.

Unterdessen stemmte sich Tizian Wagner an Brett 2 gegen den Versuch von Leon Bauer, das Kommando im Zentrum zu übernehmen. Während Bauer seine Kräfte dort konzentrierte, zauberte Wagner wie aus dem Nichts mit einem unverhofften Damenschwenk einen entscheidenden Königsangriff auf das Brett.

Nach diesem Anschlusstreffer für Seubelsdorf bot sich für Jürgen Gegenfurtner an ersten Brett die Gelegenheit zu einer scheinbar vorteilhaften Abwicklung nebst Tausch des lästigen feindlichen Läufers. Gegenfurtner sah jedoch, dass es sich dabei um eine Falle handelte, die ihm Torsten Müller gestellt hatte, und ließ mit einem listigen Gegenschlag auf der anderen Brettseite Müller in die von ihm gegrabene positionelle Grube selber hineinfallen.

Damit hatte Seubelsdorf die Führung wieder übernommen und sollte sie noch ausbauen: In der Partie von Christian Gebhardt (hier voll konzentriert im Bild) gegen Eduard Kreiling mündete ein wildromantischer Auftakt in ein Endspiel, in dem Gebhardts Läufer den Springer seines Gegners an der Kette eines entfernten Freibauern hielt. Dies gestattete es Gebhardts König, sich genüsslich den verbliebenen Bauern Kreilings zuzuwenden, der erst nach langem Leiden die Waffen streckte.

Nach diesem klaren 5:3-Erfolg ist Seubelsdorf nur noch zwei Mannschaftspunkte und drei Brettpunkte von der Tabellenführung entfernt.

Uwe Voigt