Advent, Advent, die Stellung brennt – „Kellerkind“ Seubelsdorf bezwingt Spitzenreiter Bamberg

von | Dez 16, 2018 | 1. Mannschaft, 1. Mannschaft 2018/19

Die Wochen vor Weihnachten gelten als Zeit des zuversichtlichen Wartens. Führt dies in aller Stille zu Gabeln und Spießen, Fesseln und Schlagen, dann kann es sich um die Hoffnung eines Schachvereins darauf handeln, in der neuen Liga beim letzten Match vor der Weihnachtspause doch noch den ersten Gesamterfolg zu holen. So erging es der ersten Mannschaft des Schachvereins Seubelsdorf am 16. 12. 2018: Sie empfing zu Hause die Gäste vom SC Bamberg 2. In der vergangenen Saison entschied dasselbe Match über den direkten Aufstieg, den damals die Bamberger sicherstellen konnten. Mittlerweile führten sie in der Regionalliga Nordwest die Tabelle an, während Seubelsdorf mit einigen Brettpunkten, aber noch ohne Mannschaftspunkt in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war. Die sehr freundschaftlich durchgeführte Begegnung hatte daher nicht nur den Flair eines Derbys, sondern auch den Reiz eines Duells Spitzenreiter gegen Kellerkind. Die zum ersten Mal in dieser Saison mit Vollbesetzung antretenden Seubelsdorfer wussten, dass sie nichts zu verschenken hatten, und so brannten im oberen Saal des Myconius-Hauses an jenem Adventssonntag nicht drei Kerzen, sondern die Stellungen auf acht Brettern, auf denen es nur einmal zu einer Punkteteilung kommen sollte.

Besonders schnell flogen die Funken dabei an Brett 4: Bei entgegengesetzten Rochaden sicherte sich Ivan Adamovic durch aktives Spiel auf beiden Flügeln bessere Chancen. Sein entnervter Gegner stellte alsbald eine Figur ein, was den Angriff Adamovics nur noch befeuerte und zu seinem raschen Sieg führte.

An Brett 2 wollte Michal Michaleks Opponent mit einer Handvoll Figuren am Königsflügel eindringen. Michalek schlug die schlecht koordinierte Truppe mit leichter Hand zurück und zeigte dann seinerseits, wie ein derartiges Manöver zum Erfolg führt, wenn die Invasoren perfekt aufeinander abgestimmt sind.

Matthias Bergmann wurde an Brett 3 auf breiter Front eingeengt und büßte noch dazu einen Bauern ein. Ein Figurenopfer brachte ihm nicht die erhoffte Entlastung, dafür aber wenigstens das Ende einer nicht mehr zu haltenden Partie.

Mannschaftskapitän Christian Gebhardt zwang seinen Gegenspieler an Brett 6 immer wieder zu unangenehmen Eingeständnissen. Der daraus resultierende Vorteil begann sich im Endspiel zu verflüchtigen und verkehrte sich mit einem Schlag ins Gegenteil, als Gebhardt eine fatale Springergabel übersah.

Wie in den vorhergehenden Begegnungen war Seubelsdorf also in Führung gegangen, nur um sie gleich wieder abzugeben. Nun zeigte es sich aber, dass die Stammbesetzung dazu fähig ist, in einer solchen Situation das Spiel mit frischer Kraft noch einmal von vorn anfangen zu lassen.

Der Seubelsdorfer Spitzenspieler Jürgen Gegenfurtner beschränkte sein Gegenüber mit einfachen Zügen auf die ersten drei Reihen und fügte ihm positionelle Schwächen zu. Wie er sich aus diesem Griff lösen könnte, fiel dem Bamberger nicht rechtzeitig ein, weshalb Gegenfurtner dank gegnerischer Zeitüberschreitung gewann.

Seubelsdorfs Jungstar Tobias Kolb baute am achten Brett eine „Sprungfeder“-Stellung auf, indem er seine Kräfte hinter einem scheinbar schwachen Bauern konzentrierte und ihn dann effektvoll vorpreschen ließ. Dies verwirrte sein Gegenüber so sehr, dass es in Zeitnot die Dame einstellte und aufgab.

Nach einigen Ungenauigkeiten fand sich Uwe Voigt an Brett 7 in einer beengten Stellung wieder. Als der nun zu erwartende Angriff einfach nicht beginnen wollte, konnte Voigt kraftvoll kontern und seinerseits damit beginnen, seinen Gegnern wie ein Weihnachtspaket zu verschnüren. Ein aus der Position der Stärke heraus ergangenes Remisangebot fand dankbare Annahme, was den Sieg für Seubelsdorf sicherstellte.

Dynamisch wie immer hatte Marko Hofmann an Brett 5 Linien am Königsflügel geöffnet und Material für die Initiative gegeben. Sein Opponent benutzte den materiellen Vorteil jedoch kaltblütig, um seinerseits in die Königsstellung einzubrechen. Bis zuletzt wehrte sich Hofmann gegen die nun unabwendbare Niederlage. Sie änderte nichts daran, dass Seubelsdorf in diesem umkämpften Match mit nur einem Unentschieden seine ersten beiden Mannschaftspunkte in der Regionalliga geholt hat und nach diesem 4,5:3,5-Erfolg gegen Bamberg auf dem siebten Tabellenplatz überwintern kann.

Bildquelle: Jens Herrmann

1 SV Seubelsdorf 1 DWZ ELO SC Bamberg 2 DWZ ELO 4½ – 3½
1 1 Gegenfurtner, Jürgen 2314 2300 2 Öhrlein, Thomas 2104 2232 1 – 0
2 2 Michalek, Michal 2134 2129 3 Riemer, Ralf 2094 2089 1 – 0
3 3 Bergmann, Matthias 2049   4 Herrmann, Jens 2034   0 – 1
4 4 Adamovic, Ivan 1939   6 Wolf, Pablo 1932 1983 1 – 0
5 5 Hofmann, Marko 1952 1899 7 Mikuta, Alexander 2002   0 – 1
6 6 Gebhardt, Christian 1909 1906 8 Saring, Christoph, Dr. 1985   0 – 1
7 7 Voigt, Uwe, Prof. Dr. 1833 1899 9 Wagner, Patrick 1874 1827 ½ – ½
8 8 Kolb, Tobias 1766 1756 18 Weinberg, Wladimir 1787   1 – 0
Schnitt: 1987 1981 Schnitt: 1976 2032